Dienstag, 11. Oktober 2011

American Psycho (2000)

Bret Easton Ellis Roman "American Psycho" ist eigentlich nicht verfilmbar. Zumindest nicht in dem Ausmaß, welches das Buch mit sich bringt. Sex, Drogen, Gewalt, Mord. Alles auf einem Level, welches exzessiver kaum sein könnte. Doch vielleicht kann man ja dennoch ein passables Drehbuch zaubern. Mitnichten!


Das Script ist grauenhaft und wird der genialen Romanvorlage nie und nimmer gerecht. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, wenn komplette Handlungsstränge einfach grundlegend geändert werden. Oder aber Personen einen völlig anderen Charakter, oder gar Rollen bekommen. Es ist weder sinnvoll noch dem Roman entsprechend. Überaus ärgerlich. Darüberhinaus werden Szenerien vertauscht, Aktionen verändert und sogar hanebüchene Handlungen eingebaut. Das ganze nur, um dem Hauptprotagonisten als einen völlig trivialen Massenmörder darzustellen. Denn gerade das ist Patrick Bateman (Christian Bale, "The Dark Knight", "The Fighter") nicht. Er ist der Inbegriff eines intelligenten Vorzeigeirren, welcher seine Handlungen genau timed, ausführt und mit kalter Präzision erklärt. Gerade sein Hang zu Genauigkeit und die ausschweifenden, eigentlich unsinnigen Erklärungen bzw. Diskussionen sind das Herzstück der Vorlage. 

Das man natürlich nicht zeigen kann, wie Bateman zwei Frauen nach Strich und Faden durchvögelt, sie anschließend zerhackt und mit dem Kopf einer seiner Gespielinnen auf dem erigierten Phallus durch die Wohnung stolziert liegt klar auf der Hand. Doch, mit ein wenig Kreativität, hätte man den im Buch angewandten bösartigen Zynismus dem Publikum näher bringen können. 


Die Geschichte des Buchs und auch des Films ist ja eigentlich recht simpel. Patrick Bateman ist erfolgreich, neureich, attraktiv und arrogant. Dazu gesellt sich halt, das er 27 Jahre alte Yuppie nicht nur ein richtig fieses Arschloch ist, sondern auch ein grausamer Psychopath, der des Abends gerne Nutten zerstückelt, Büro-Konkurrenten umlegt und Saxophonisten erschießt. Wo ich jetzt Film und Buch vermische oder gar verwechsle kann ich nun gar nicht sagen. In jedem Fall lagen zwischen Sichtung des Films und Lesung des Buches gerade mal 5 Tage. 

Das man aber eine Frau an die filmische Umsetzung eines vor Testosteron und Männerphantasien nur so strotzenden Romans lässt, ist mir ein absolutes Rätsel. Mary Harron hat bisher nur ein paar TV-Serien Folgen für z.B. "Six Feet Under" oder "The L Word" vorzuweisen. Eine Abendfüllende Regiearbeit mit "I Shot Andy Warhol" ging hauptsächlich wegen der ätzenden Lily Taylor in die Hose. 

Wer weiß was dabei rausgekommen wäre, wenn beispielsweise ein David Fincher oder Alexandre Aja den Stoff verfilmt hätte. Eine Neuverfilmung wäre absolut Wünschenswert. Nicht wegen Christian Bale, der ist eigentlich die Idealbesetzung, aber das Gesamtpaket ist schlichtweg scheiße. Wer das Buch nicht kennt, kriegt einen verwirrenden, zusammenhanglosen Plot zu sehen bekommen, welcher sich von der Masse Null abhebt. Wer den Roman liebt, der kriegt nen gehörigen Hals und wünscht sich, das Bateman Mrs. Harron mal zum Essen ins "Dorsia" mit anschließendem Aufenthalt auf ausgebreiteten Zeitungen einlädt.

Bewertung: 2/10
Mit-Frau-Bewertung: -
Kinder: Nein.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Kokowääh (2011)


Für alle Väter ist es wohl der Alptraum schlechthin. Das eigene Kind ist ein sogenanntes "Kuckuckskind". Das heißt im Klartext, das man nicht der Erzeuger des eigens geglaubten Kindes ist. Was in einem Vater vorgehen muss, der sein Kind jahrelang großgezogen hat, um dann zu erfahren, das es gar nicht sein eigenes Blut ist, vermag sich keine Frau vorzustellen. 


In diese Situation kommt Kieferchirurg Tristan (Samuel Finzi, "Auf Herz und Nieren", "Das Wunder von Bern"). Nach 8 Jahren offenbart ihm seine Frau Charlotte (Meret Becker, "...und der Himmel steht still", "München") das die gemeinsame Tochter Magdalena (Emma Schweiger) nicht von ihm ist. Der biologische Vater ist Drehbuchautor Henry (Til Schweiger, "KeinOhrHasen", "Inglorious Basterds"). Eines Tages steht nun die aufgeweckte Kleine vor des Lebemanns Tür. "Ich soll bei dir wohnen!" - Wie das für einen Mann klingt, der jede Nacht eine andere Perle durch die Laken jagt, kann man(n) sich lebhaft vorstellen. Und als dann auch noch in einem Brief von Charlotte steht, das ER der Vater ist, bricht die Welt völlig zusammen. Da "Vater" Tristan mit der Situation nur schwerlich klar kommt, muss man sich arrangieren. Turbulenzen sind da vorprogrammiert...


"Kokowääh" hab ich noch nie gegessen. Wird das überhaupt so geschrieben? Der Filmtitel ist jedenfalls richtig, ich hab's nachgeschlagen. Doch wen interessiert das eigentlich außer weibliche Kinogänger, welche die lütsche Emma ja sooo süß finden, und den Schweiger'schen Papa ja sooo cool. Mir kommt da etwas die Kotze hoch, wenn ich ehrlich bin. Die kleine ist ja echt niedlich, aber naseweis hoch zehn und dadurch penetrant unsympathisch. Genau wie ihr Herr Papa. War "KeinOhrHasen" ja wirklich noch ansehnlich. Was letzten Endes wohl hauptsächlich an Nora Tschirner und dem großartigen Jürgen Vogel gelegen haben mochte. Doch war dort eine ordentliche Prise "Ehrlichkeit" am Werk. Auch der Sarkasmus eines "Wo ist Fred" geht "Kokowääh" völlig ab. Hier wird permanent Verständnis geheuchelt, Mitleid gepriesen und aufrichtig genickt. Mir ist wirklich schleierhaft, wie man sich mit der Figur des "Henry" identifizieren  oder sie gar sympathisch finden kann. Ein schleimiger, völlig selbstverliebter Arsch mit NULL Charisma. Den hatte der Schweiger ohnehin noch nie. Einziger, wirklich sehenswerter Akteur, ist Samuel Finzi als Tristan. Ihm nimmt man diese schwierige Rolle komplett ab, und er avanciert schnell zum alleinigen Sympathieträger. 

Das schlimmste ist aber, das "Kokowääh" von der Optik, den Schnitten und der musikalischen Untermalung exakt die gleiche darstellt, wie Schweiger es schon in "KeinOhrHasen" oder "ZweiOhrKüken" getan hat. Mag ja da noch ganz "nett" gewesen sein, so nervt's hier immens. Solange aber genügend Menschen in die Kinos rennen, oder die DVD/BluRay kaufen, wird er diesen Stiefel wohl weiter anziehen. Ich bin schon gespannt, wie der nächste Schweiger'sche Streich heißt. Eventuell ja "Tigerenten-Sorbet und Trennungsschmerz".. 


Es nervt mich schon ordentlich, das solche neumodischen Schinken als neues, innovatives deutsches Kino angepriesen werden, und wenig talentierte Kiddies auf der Leinwand gepusht werden, weil Papi ein "Star" ist. Geht mir im übrigen auch bei US-Star Will Smith und seinem Spross Jaden auf den Wecker. 
Wenn ich ein solches "Drama" sehen möchte, dann doch eher Dustin Hoffman und Meryl Streep in "Kramer vs. Kramer", das hat wenigstens Stil und Anspruch... Aber das kennt heute sowieso kaum einer mehr der unter 30 ist.

Immerhin ist der Soundtrack ebenso wie bei "KeinOhrHasen" aller erste Sahne. Musikgeschmack hat der Schweiger, aber das ist wohl auch alles. Jedenfalls liegt man bei "The Script", "Hurts" und "One Republic", selbst als Metal-Head wie ich einer bin, nicht schlecht. 

Wertung: 3/10
Mit-Frau-Wertung 8/10
Kinder: Okay. - Ab 6 Jahren in Ordnung.